Frankreich.

1.Etappe – Mulhouse, Besançon, Roset-Fluans

Noch keine 100km gefahren, da merken wir schon: Improvisation ist das i und Phone!

Am Ostersonntag führt unser Weg über die deutsch-französische Grenze. Euphorisch (und ziemlich angespannt) fahren wir auf der A5 Richtung Mulhouse. Wir hatten lange überlegt, für welchen der zahlreichen Grenzübergänge wir uns entscheiden sollten, hieß es doch offiziell, die Grenzen nach Frankreich seien „geschlossen“ und man könne nur mit entsprechenden Dokumenten passieren. Wir wollen keine Maut zahlen und entscheiden uns einfach mal für den größten der Grenzübergänge, also Mulhouse. 1km vor der Autobahnabfahrt macht unser Navi schlapp und zeitgleich stellen wir fest, dass unser LTE-Router offensichtlich nur für das Heimatnetz eingerichtet war, nicht aber für die mobile Sim-Karte, die wir jetzt benutzen wollen. Darüber hinaus haben wir das USB-Kabel für das Navi zu Hause vergessen und keinen Ethernet-Adapter für den Mac. Das alles neben dem ganzen Corona-Stress, der einem von innen und außen gemacht wird, nicht zu vergessen die emotionalen Abschiede von der Familie, wir fühlen uns schon am Anfang am Ende mit den Nerven. Aber wir lassen uns nicht aufhalten. Es gibt kein Zurück, also Vorwärts – egal wie. Google Maps wird angeschmissen, das Mobiltelefon notdürftig an den Armaturen angebracht und Vive la France! Und ja tatsächlich, wir fahren und fahren, ich halte Dokumente und Pässe bereit, aber…da kommt nichts, da wartet niemand. Irgendwann sind wir eindeutig und zweifelsohne auf der französischen Autobahn und können kaum fassen, dass wir „einfach“ in Frankreich sind.

Nächste Aufregung: Mautstation. Kreditkarte 1: nicht akzeptiert. Kreditkarte 2: nicht akzeptiert. Kreditkarte 3: funktioniert!

Irgendwann sind wir ziemlich erschöpft und entscheiden uns, von der Autobahn abzufahren und ein Plätzchen für unsere erste Übernachtung zu finden. Die Stellplätze in Frankreich sind zu diesem Zeitpunkt alle geschlossen, also müssen wir gezwungenermaßen freistehen. Ich sehe auf der Karte einen kleinen Ort mit mehreren Seen und schlage vor, dort mal hinzufahren.

Panoramaplatz: Alfonso am See.

Und das Glück ist uns hold: idyllisch an einem Weiher gelegen, gegenüber einer Pferdekoppel parken wir Alfonso in einem in zartes Frühlingsgrün getauchten Hain. Im Sonnenuntergang essen wir am Seeufer zu Abend, spielen im letzten Licht noch etwas Boule und fallen dann regelrecht ins Bett. Am nächsten Morgen können wir uns wieder nur schwer von dem schönen, neu entdeckten Örtchen trennen, aber wir wollen so schnell wie möglich die spanische Grenze passieren, deshalb machen wir uns erneut auf den Weg.

2.Etappe – Bourg-En-Bresse, Lyon, St Etienne, Tenners

Nächste Aufregung: Tanken. Kreditkarte 1: Geheimzahl falsch. Kreditkarte 2: nicht akzeptiert. Kreditkarte 3: nicht akzeptiert. Wie ist das eigentlich in Frankreich, gibt’s da auch Tankstellen mit Kassenhäuschen bzw. Barzahlung? Wir fühlen uns wirklich aufgeschmissen, zudem ja Feiertag ist, alles geschlossen und auch sonst kaum jemand unterwegs. Wir lassen es also drauf ankommen und fahren erstmal weiter. Das wird langsam zur Routinereaktion. Erstmal weiterfahren. Schließlich findet sich unterwegs doch noch eine bemannte Tankstelle und plötzlich funktioniert auch die Pin, Erleichterung macht sich breit.

Nach St Etienne werden wir langsam müde und halten Ausschau nach einem geeigneten Platz für die Nacht bzw. nach einer anheimelnden Ausfahrt. Die Gegend um St Etienne erscheint uns sehr industriell, so fahren wir immer weiter bis in die Berge hinein. Schließlich entscheiden wir uns irgendwo auf einem der ersten Berge abzufahren. Eine schmale Landstraße windet sich durch die Hügel und es erscheint höchst fragwürdig, ob wir da irgendwo einen Parkplatz finden. Unter meinem Zweifel biegen wir in eine kleine Zufahrtsstraße ein, gefühlt gerade mal so breit wie das Wohnmobil. Wenn dieser Weg eine Sackgasse ist, gibt’s kein Zurück. Wir erreichen einen kleinen Hof, von dem eine nun wirklich sehr, sehr schmale Straße noch zu weiteren Häusern führt. Wir tasten uns zaghaft vor, aber da kommt schon die Hofbesitzerin hinter uns her und winkt ab; bloß nicht da reinfahren, es wird zu eng. Ich bedanke mich und frage spontan, ob wir vielleicht auf bei ihnen auf dem Parkplatz übernachten dürfen und wir dürfen! Freundlich wird uns beim rechten Platz suchen und Einparken geholfen und Wasser dürfen wir auch vom Schlauch nehmen. Wir kommen mit den netten Besitzern ins Gespräch, Rinder werden dort gezüchtet, aber auch Pferde gehalten, die wir alle begutachten und streicheln dürfen. Beim Abendessen blicken wir durch die Berge auf den Sonnenuntergang – schöner kann man’s nicht haben; aber das werden wir in den kommenden Wochen noch häufig sagen!! In dieser Nacht gibt es noch einmal Schnee, aber wir schlafen tief und entspannt an so einem freundlichen Ort.

Am Morgen die große Überraschung: Schnee!

3.Etappe – Die Cevennen, Dem Himmel so nah

Am nächsten Tag erreichen wir die Cevennen. Was für ein Geschenk. Auf früheren Reisen durch Frankreich hatten wir immer die Maut in Kauf genommen und waren Autobahn gefahren. Was für eine Entdeckung war nun die mautfreie, kurvenreiche Strecke durch die Berge und über Hochebenen. Wir überschlagen uns mit „Schau mal da!“ und „Oh, guck mal hier!“, verrenken uns die Hälse. Beeindruckende Brücken, malerische Bauernhöfe, winzige Dörfchen auf Bergkuppen, manchmal auch nur eine einzelne Kirche darauf, als hätte nur Gott höchstpersönlich sie dort raufsetzen können! Wie gerne hätten wir noch mehr Zeit in dieser herrlichen Region verbracht, vielleicht ist die Situation bei unserer Rückkehr eine andere und wir können diese Landschaft noch einmal mit der gebührenden Ruhe und Aufmerksamkeit erkunden. Nach kurviger Fahrt erreichen wir schließlich die Küste bei Béziers und suchen einen Schlafplatz. In der touristischen Gegend um Leucate wird es schwieriger, unbemerkt freizustehen, auf dem Vorplatz eines Campingplatz parkend werden wir abgewiesen, aber wir erhalten freundliche Tipps für alternative Stellplätze, die uns aber im Nachhinein alle nicht zusagen. Nach irrender Fahrt halten wir schließlich an einem Pferdestall mit Koppeln und hoffen für die Nacht das Beste. Wir schlafen unruhig und schrecken mehrmals bei Motorengeräuschen hoch, aber alles geht gut. Am nächsten Morgen beobachten wir ankommende Reitschüler und wagen uns auch auf den Ponyhof. Das jüngste Familienmitglied darf auf einem Pony sitzen und damit ist der Tag schon am Morgen zu einem unvergesslichen geworden.

Vielleicht ist das Leben doch ein Ponyhof?

4.Etappe – Über die spanische Grenze

Danach machen wir uns auf den Weg Richtung spanische Grenze. An einem Kreisverkehr steht plötzlich ein Polizist, der bereits zwei Wagen vor uns herausgewinkt hat und macht eine Geste mit der Hand, die wir großzügig als Durchwinken interpretieren (er hat es wohl anders gemeint, wird uns später klar, aber da sind wir bereits wieder auf der Autobahn!). Nach einer kurzen Bergetappe stehen wir urplötzlich vor dem Grenzübergang – und passieren. Den Freudenschrei hat man wahrscheinlich bis hinter die Berge gehört!