Spanien. Delta del Ebro, in Wind und Wellen

Nach den wolkenverhangenen Bergen zieht es uns an die Küste und damit endlich ans Meer. Ein weiterer Tipp noch aus Avinyó ist der Naturpark Delta del Ebro, das krasse Gegenteil zu unseren bisherigen Etappen. Reis wird hier an- und Salz abgebaut. Plattes Flachland erstreckt sich bis zum Meer, eine schmale Landzunge umfasst eine weitläufige Lagune, in der man im seichten Wasser Fische beobachten, Muscheln und anderes Meeresgetier sammeln und beobachten kann. Wir haben sogar eine kleine Qualle gefunden! Nur knapp 100 Meter entfernt, auf der anderen Seite der Dünen, rauschende Brandung und der Blick über’s Meer bis an den Horizont.

Wir erreichen dieses Naturparadies im strömenden Regen, fahren trotzdem bis zum Strand, aber dort kommen uns schon andere Wohnmobile entgegen. Ein freundlicher Franzose gibt uns Auskunft über die Regelung, dass nicht am Strand übernachtet werden darf und bietet uns an, ihm zum nächsten Stellplatz einfach zu folgen. Wir haben nicht ganz verstanden und sind noch unschlüssig, so fahren wir erstmal weiter, um dann festzustellen, dass uns der Strand im Wolkenbruch und darüber hinaus noch am Abend mit den engen Straßen doch zu unsicher ist, sollten wir später weggeschickt werden. Wir suchen einen Stellplatz und finden in der Nähe einen kostenpflichtigen. Heute ist es uns egal, wir wollen einfach ankommen und so zahlen wir für die Nacht und frisches Wasser. Als dann doch die Sonne vor dem Untergang noch einmal herauskommt, nehmen wir unsere Fahrräder und erkunden die Salinen und die reiche Vogelwelt. Eine Schar Flamingos bannt unseren Blick, bald werden die grazilen Vögel stets um uns herum zu sehen und zu beobachten sein! Zurück am Wohnmobil stellen wir zum ersten Mal auf der Reise Tisch und Stühle auf und essen im Sonnenuntergang.

Am nächsten Tag lassen wir es gemütlich angehen und fahren erst gegen Mittag zurück an den Strand, Platja del Trabucador. Unser französischer Freund steht schon da und wir parken gleich daneben. Die kommenden zwei Tage verbringen wir in wiederkehrender Nachbar- und vertraulicher Komplizenschaft. Wir spielen im Sand und flachen Meer, lassen unsere Drachen fliegen und beobachten mehr als den halben Tag die Kite-Surfer beim Hin- und Herdüsen und tollkühne Sprünge vollführen.

Am Abend essen wir am Strand und suchen dann unser Nachtlager in einem nahegelegenen Dorf, diesmal kostenlos. Am nächsten Morgen fahren wir zum Frühstücken an den Strand und werden mit völliger Einsamkeit und ruhigem Meer belohnt. Leider ist es uns zum Baden noch etwas zu kalt, aber von der Sonne lassen wir uns auf dem langen Steg verwöhnen. Hier lassen wir die Seele baumeln und langsam, langsam kommen wir in dieser neuen Lebenssituation an. Da wir andere Camper beobachtet haben, die offensichtlich die Nacht doch am Strand verbracht haben, wollen wir dieses Mal auch hier schlafen. Nachts schrecken wir bei der Ankunft zweier LKWs hoch, die aber auch parken und sich als weitere Camper herausstellen. Am nächsten Tag fällt wider den Vorhersagen zwar kein Regen, aber es ist ungemütlich frisch geworden. Wir verbringen den Tag mehr im Wohnmobil, faulenzen und spielen, tauschen uns mit anderen Wohnmobilsten aus, bis am späten Nachmittag die Gardia Civil auftaucht und nochmals darüber aufklärt, dass das Übernachten am Strand nicht gestattet ist. So ziehen wir mit den anderen ab, die Wohnmobile zerstreuen sich in alle Winde und wir beschließen, den Strand vorerst hinter uns zu lassen. Weit wollen wir allerdings auch nicht mehr fahren und so finden wir ein neues Plätzchen am Rande des Deltas. Morgen geht’s weiter Richtung Süden!

Stellplatz: 40.6305, 0.7421 / N 40° 37' 50" E 0° 44' 32" / Sendero de Playa, Sant Carles de la Ràpita (Spanien)
!Achtung! Eine Nacht konnten wir dort unbemerkt übernachten, sonst gibt es einen annehmbaren, offiziellen Stellplatz in Els Muntells (40.6690, 0.7589 / 221 Carrer Major, 43879 Els Muntells)